Maltes Welt

Herzlich willkommen zu meinem Blog „Maltes Welt“. Hier werde ich in den kommenden Wochen meine persönliche Sichtweise, in verschiedenen Beiträgen, zum Thema Frieden und (Friedens-) Bewegung veröffentlichen, und dabei auch kritische Punkte nicht auslassen. Ihr seid herzlich dazu eingeladen mitzudiskutieren und eure Gedanken einzubringen.

Danke für euer Interesse und auf eine gute Zeit!

Kapitel 6 – Toleranz, Respekt, Demut und Liebe

 

Wo wir gerade bei Wörtern sind: Vier weitere Begriffe, die mir am Herzen liegen.

Toleranz

Die Toleranz wird in unserer offenen, toleranten Gesellschaft immer wieder beschworen und eingefordert. Die Toleranz ist jedoch eine knifflige Sache.

„Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz“ – Karl Popper

Absolute Toleranz, eben auch gegenüber der Intoleranz, gibt der Intoleranz die Möglichkeit sich ungebremst auszubreiten.

Anders gesagt: Wenn die Klügeren immer nachgeben, werden am Ende die Dummen regieren.

Dennoch sollten wir die Toleranz nicht zu schlecht bewerten. Natürlich sollten wir in einer aufgeschlossenen Gesellschaft tolerant sein. Niemand ist genauso wie wir und wenn jede Abweichung von der Norm angeklagt wird, ist die Freiheit des Einzelnen schnell dahin.

Die Frage, die sich dabei allerdings stellt, ist: Wie weit darf die Freiheit des Einzelnen alle anderen stören oder schädigen?

Das einfache Beispiel ist das Rasenmähen am Sonntag. Hier ist die Rücksichtnahme den Nachbarn gegenüber noch relativ einfach über die eigene Freiheit zu stellen. Was ist aber mit der aktuellen Situation? Wie weit darf der Wunsch auf Selbstbestimmung die Gesundheit anderer Menschen beeinflussen? Mit bisherigen ansteckenden Krankheiten fiel das noch unter „Leben ist gefährlich“. Bei Covid-19 heute hat sich daraus quasi eine Religion entwickelt. Mit vielen fundamentalistischen Gläubigen, die wenig bis gar keine Toleranz haben, gegenüber allem was von ihrer Lehre abweicht.

Ich maße mir nicht an, hier eine abschließende und absolute Meinung zu haben. Ich möchte nur auf Folgendes hinweisen:

„Toleranz fängt da an, wo es weh tut.“

Innerhalb der eigenen sozialen Blase tolerant zu sein ist einfach. Erst wenn wir herausgefordert werden, müssen wir entscheiden, wie weit unsere Toleranz gehen soll.

 

Respekt

Der große Vorteil, den Respekt gegenüber der Toleranz hat, ist, dass ich ihn einfordern kann. Vorausgesetzt natürlich, dass ich mich selbst respektvoll verhalte.

In der anonymen Streitkultur von Social Media aber auch bei den Anti-Helden aus unseren Filmen wird Respekt-losigkeit als besonders cool wahrgenommen. Der seit Jahrtausenden beklagte Verfall der Jugend gründet sich wohl auch auf der natürlichen Respektlosigkeit der Heranwachsenden.

Respekt ist jedoch eine der Grundlagen unseres sozialen Zusammenlebens. Ich muss mein Gegenüber nicht unbedingt mögen oder lieben. Für den Einkauf beim Bäcker reicht es, wenn ich mein Gegenüber respektiere.

Wenn ich mich mal nicht respektiert fühle, dann kann ich zuerst einmal kontrollieren, ob ich vorher selbst respektlos war. Vielleicht ist mir das sogar unbeabsichtigt passiert.
Ich kann einen respektvollen Umgang mit mir nur einfordern, wenn ich ihn ebenso entgegenbringe.

Wird mir kein Respekt entgegengebracht, fällt es schwer selbst vernünftig zu reagieren.
Hier sind wir wieder bei der gewaltfreien Kommunikation. Es kann reichen, wenn eine Seite den Respekt nicht verliert, um eine aufgeheizte Situation wieder zu beruhigen. Das fällt oft schwer, lohnt sich aber.

Eine Diskussion, die respektlos geführt wird, kann uns nicht weiterbringen. Wenn ich mein Gegenüber nicht respektiere, die Meinung und Aussagen also nicht ernst nehme, kann ich mir die ganze Unterhaltung auch sparen.

Ich hoffe, dass auch diese Verhaltensweise ansteckend ist. Wenn wir respektvoll sind, werden auch wir respektiert und laden andere Menschen ein, wieder respektvoller miteinander umzugehen.
Probieren wir es aus.

 

Demut

Der Begriff hat leider einen leicht religiösen Anstrich. Ich möchte ihn dennoch bewusst verwenden. Demut bedeutet, das eigene Ego nicht für das Maß aller Dinge zu halten. Wir dürfen uns gerne ab und zu daran erinnern, dass wir selbst auch Fehler haben und Fehler machen.

Dabei geht es nicht darum, sich selbst anzuklagen. Wir dürfen uns mit all unseren Unzulänglichkeiten akzeptieren und lieben. Wenn wir demütig sind, können wir jedoch unsere eigenen Schwächen erkenne, annehmen und daran arbeiten. Und nur wenn ich demütig bin, kann ich auch vergeben.

Leider fallen die leisen, demütigen Menschen viel weniger auf als die Menschen, die laut von ihrem eigenen Ego überzeugt sind. Und leider, wie im vorherigen Kapitel beschrieben, wird die kritiklose Ideologie schneller gehört und geglaubt als eine selbstkritische Meinungsfindung.

In unserer hier schon so oft beschriebenen absoluten Welt aus Schwarz und Weiß ist schon lange kein Platz mehr für die eigene Fehlbarkeit. Uns allen würde jedoch ein wenig Demut ab und zu gut tun.

Ein gutes Beispiel für demütige, politische Führung ist der ehemalige Präsident von Uruguay, Pepe Jose Mujica. Er sparte unter anderem damit Steuergelder ein, dass er in seiner Amtszeit nicht auf dem ihm zustehenden Anwesen, sondern weiter auf seinem eigenen Grundstück lebte. Eine Dokumentation zu diesem beeindruckenden Menschen findet ihr hier:
https://youtu.be/4GX6a2WEA1Q

 

(Nächsten-)Liebe

Zu guter Letzt: Die Liebe. Ich empfinde mich selbst nicht als übermäßig romantischen Menschen. Lange Zeit habe ich den Respekt höher eingestuft als die Liebe.

Was ich in den letzten Jahren jedoch verstanden habe, ist, dass wir alle am Ende die Liebe suchen. So sein zu dürfen, wie wir sind. Auch einmal Fehler zu machen oder Fehler zu haben und trotzdem geliebt zu werden.

Alle großen Weltreligionen lehren in ihrem Kern die Nächstenliebe. Nur so war es möglich, dass sie so viele Menschen erreichen und so lange bestehen. Alle kriegerischen Systeme sind zusammengebrochen und auch die Kirchen haben ihre kriegerischen Zeiten hinter sich gelassen. Was geblieben ist, ist die Liebe.

Meine Religion ist die Liebe

In unserer modernen Welt haben wir das Lieben verlernt oder besser, es wird uns abgewöhnt.

Heute zählt das Ego viel mehr als die Gemeinschaft. Wer hat das neuste Smartphone, wer den neuesten Fernseher? Wir machen uns lustig über „Fail“-Videos, bei denen anderen Menschen Missgeschicke und Unglücke passieren.
Es wundert nicht, dass die englische Sprache das Wort “Schadenfreude” aus dem Deutschen übernommen hat.

Die Ellenbogengesellschaft hat keinen Platz für Mitgefühl. Die Arbeitslosen sind Sozialschmarotzer und Ungeimpfte sind Asoziale, egal warum die oder der Einzelne in dieser Situation ist.

Zum Glück bilden sich als Gegenbewegung oder Gegenentwicklung zu dieser kalten, gewinnmaximierten Gesellschaft immer mehr Gemeinschaften, die genau dieses Konkurrenzverhalten nicht mehr wollen. Immer mehr Menschen wird klar, dass wir mit Kooperation viel weiterkommen. Ich hoffe sehr, dass es noch viel mehr werden und auch die Kapitalisten irgendwann verstehen, dass sie ohne Liebe nicht leben können.

(Nächsten-)Liebe bedeutet allerdings nicht, sich immer alles bedingungslos gefallen lassen zu müssen. Wenn uns jemand auf der Nase herumtanzt und uns verletzt, gleichzeitig aber Liebe einfordert, womöglich sogar bedingungslos, dann sollten wir aus Selbstliebe und zum eigenen Schutz auch mal eine unliebsame Entscheidung treffen.

 

Ein Beispiel

Abschließend möchte ich das Zusammenspiel der Begriffe an einem Beispiel beschreiben.

Bei unserem “Stopp Airbase Ramstein” – Camp in diesem Jahr gab es eine Situation, in der wir leider zwei Menschen vom Camp verweisen mussten. Dies hat innerhalb der Gruppe für viel Diskussion gesorgt, da es ja gerade wir sind, die eine auf Nächstenliebe und Kooperation basierte Gemeinschaft wünschen und auch schon leben.

In dieser Situation waren diese beiden Personen so weit gegangen, dass sie die persönlichen Grenzen anderer wiederholt überschritten hatten und damit den Frieden in der Gruppe massiv störten. Wir haben daraufhin das Gespräch mit beiden gesucht und respektvoll erklärt, wie weit unsere Toleranz an dieser Stelle geht.

Leider wurde uns wiederum nicht der Respekt entgegengebracht, anschließend die Grenzen unserer Toleranz einzuhalten. Daher wurde gemeinschaftlich und in letzter Konsequenz mehrheitlich entschieden, dass wir unsere Gemeinschaft schützen und die beide Personen gehen müssen.

Für mich ist das ein sehr schönes Beispiel dafür, dass Toleranz, Demut und Nächstenliebe mit der Unterstützung durch den Respekt nicht zur Selbstzerstörung führen müssen.

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