Maltes Welt

Herzlich willkommen zu meinem Blog „Maltes Welt“. Hier werde ich in den kommenden Wochen meine persönliche Sichtweise, in verschiedenen Beiträgen, zum Thema Frieden und (Friedens-) Bewegung veröffentlichen, und dabei auch kritische Punkte nicht auslassen. Ihr seid herzlich dazu eingeladen mitzudiskutieren und eure Gedanken einzubringen.

Danke für euer Interesse und auf eine gute Zeit!

Kapitel 3 – Streiten ist wichtig!

Wir haben verlernt zu streiten. Das kennen wir aus dem kleinen Zwischenmenschlichen, aber auch im Großen, in den Talkshows und der Politik.

Jeder hat seine Meinung und dann wird sich gestritten und wer sich am Ende durchsetzen kann, hat gewonnen und der andere hat verloren. Oder beide haben ihren Standpunkt gehalten, aber verloren hat keiner. Denn das wichtigste bei einem Streit ist nicht zu verlieren. Oder?

Wie bereits in den ersten beiden Kapiteln beschrieben, hat uns das Internet neben vielen anderen guten und schlechten Dingen auch ein großes Problem gebracht. Jeder kann zu jeder Meinung zu jeder Zeit Gleichgesinnte finden und die Such-Algorithmen zeigen uns zusätzlich vor allem die Ergebnisse, die unsere Meinung verstärken. Der Effekt ist, dass immer mehr Menschen das Gefühl haben, ihre Meinung sei die einzig Richtige.

Wenn sie dann, vielleicht aus Unachtsamkeit, auf freilaufende Andersdenkende treffen, startet ein Kampf um die einzig richtige Meinung.

Jetzt versteht mich nicht falsch. Übertriebene Selbstüberschätzung ist keinesfalls eine Erfindung des 21. Jahrhunderts. Sicher könnt ihr alle mehrere Beispiele nennen, bei denen ein eigentlich harmloser Streit, zum Beispiel in der Familie, zu einem ernsten Bruch geführt hat. Aber die Medienflut des ewig Gleichen unterstützt eben diese Wahrnehmung der eigenen Unfehlbarkeit. Und dabei nehme ich mich selbst übrigens auch nicht raus.

Was unterscheidet einen Streit von einer Diskussion?

Im Unterschied zu einer Diskussion, die im Wesentlichen faktenbasiert ist, wird ein Streit emotional geführt. Sei es, weil das Thema einer Seite besonders wichtig ist, oder eben auch, weil sich eine oder beide Seiten persönlich angegriffen fühlen.

Gerade in der aktuellen Situation können wir das sehr gut beobachten. Da wir die Guten sind (s. Kapitel 1) und wir unsere Überzeugung zu unserer Persönlichkeit gemacht haben, können wir gar nicht mehr über das Virus-Thema sachlich diskutieren. Es wird in jedem Fall emotional.

Für die Medien (auch die alternativen Medien) sind emotionale Themen immer ein Garant für Klicks und Einschaltquoten. Es wird immer am meisten gelesen, geschaut und interagiert, wenn es emotional wird und am schönsten ist es, wenn man sich einig ist, wie blöd alle anderen sind.

Wenn der Streit dann erst einmal ein ausreichend hohes emotionales Level erreicht hat, kann nur noch die Niederlage des Gegners die eigene moralische Überlegenheit ausreichend befriedigen.

Wie kommen wir aus dem Teufelskreis heraus?

Als aller Erstes, ruhig bleiben. Streiten ist nichts Schlimmes und gehört zum Leben dazu. Wenn sich allerdings beide Seiten gegenseitig hochschaukeln, gibt es kaum eine Möglichkeit auf ein konstruktives Ergebnis. Dann ist es besser, den Streit abzubrechen, kalt zu duschen und noch mal anzufangen.

Als nächstes dürfen wir uns darum bemühen, unserem Gegenüber zuzuhören. Was versucht sie oder er uns zu sagen? Steckt hinter der Emotionalität ein schlechtes Gewissen oder liegen die Gründe vielleicht tiefen? Zum Beispiel hat sich noch nie ein Paar wegen des offenen Klodeckels getrennt. Er, der Klodeckel, ist nur der greifbare Grund für eine Beziehung, die aus viel komplexeren Gründen nicht mehr funktioniert.

Wenn der Streit mit einer für uns noch „neuen“ Person stattfindet, kann es auch daran liegen, dass unsere Schubladen nicht dieselben Inhalte haben. Meistens transportieren wir mit einem Wort viel mehr Information, die in diesem Fall vom Gegenüber aber anders verstanden werden.

Und zu guter Letzt dürfen wir uns darum bemühen, unser Gegenüber nicht unnötig persönlich anzugreifen. Also lieber einen „Ich“ Satz formulieren „ich finde das doof“ als einen „Du“ Satz, „Du machst das falsch“.
„Du“ ist immer ein Angriff.

Das Schöne ist, diese Art einen Streit in Grenzen zu halten, funktioniert sogar, wenn nur eine Seite sich wie beschrieben verhält. Versucht einmal richtig mit jemandem zu streiten, die/der zuhört, Verständnis zeigt und womöglich auch noch selbstkritisch reagiert.

Wer sich dazu näher belesen möchte,findet unter dem Stichwort „Gewaltfreie Kommunikation“ interessante Beiträge.

Das alles ist eine schöne und hilfreiche Theorie doch am Ende des Tages sind wir dann eben doch alle nur Menschen. Manchmal müssen wir auch streiten und manchmal müssen die Emotionen auch raus.

Aus meinem eigenen Leben darf ich Euch sagen, manchmal will man auch streiten. Genauso wie wir bei Menschen, die wir gut kennen, die Möglichkeit haben, hinter die Emotionen zu schauen und beruhigend einzuwirken, genauso können wir diese Menschen auch mit einem Satz auf die Palme bringen und sie uns. Gerade weil wir (vielleicht nur unterbewusst) genau wissen, wo die Schwachstellen sind.

Bei Menschen, die wir nicht so gut kennen, gibt es noch ein ganz anderes Phänomen. Wenn unsere Art, Informationen zu transportieren, sich völlig voneinander unterscheidet, kann es trotz guter Vorsätze, zu Missverständnissen und damit zum Streit kommen. Dann schwingen wir nicht richtig zusammen. Mir ist es erst jüngst mit einem Kollegen so ergangen. Nachdem ich verstanden hatte, dass auch ich einfach nicht das empfangen habe, was mein Gegenüber gesendet hatte, konnte ich das ansprechen und damit direkt den Ärger aus der Diskussion herausnehmen. Geholfen hat dann eine Vermittlerin, die einfach darauf geachtet hat, dass wir uns „richtig“ verstehen.

 

Wenn wir es schaffen, einen Streit nicht überkochen zu lassen, die Gründe herausfinden und damit arbeiten, dann kann ein Streit sogar heilsam für eine Beziehung sein.
Solange wir den Respekt für unser Gegenüber nicht verlieren, sind wir auf einem guten Weg.

Leave A Comment

Über 1.300 Friedensmenschen belesen sich schon:

Neuigkeiten vom
Pax Terra Musica Team über Aktionen, Blog-Beiträge, Wissenswertes und Frieden

Bei allen von mir verfassten Texten gelten für mich folgende Grundsätze und Überzeugungen:

  • Die Grundlage all meines Handelns und Wirkens ist eine humanistische Überzeugung von Menschlichkeit und Nächstenliebe, im Einklang mit den Menschenrechtsartikeln in unserem Grundgesetz, Artikel 1 bis 19 und der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (UN- Charta).
  • Jeder einzelne Mensch, überall auf der Welt, hat ein Recht auf Würde, Frieden und Selbstentfaltung.
  • Kein Mensch hat das Recht sich über andere zu erheben oder sie zu unterdrücken.
  • Für die Durchsetzung dieser Grundsätze haben wir in Deutschland Gesetze ausgehend vom Grundgesetz. Die Einhaltung und Durchsetzung dieser Gesetze obliegen der Exekutiven (Polizei) und der Judikativen (Gerichte).
  • Jeder Mensch hat das Recht auf Widerstand! (Art. 20 Abs.4 GG)
    Kein Staat dieser Welt ist perfekt und jeder Bürger hat das Recht, wenn nicht sogar die Pflicht, sich gegen Ungerechtigkeit aufzulehnen